Holz, Hopf und Knolle
Ausstellung in der Kunstscheune Radbruch
ff Radbruch. Wer war Johannis Hopf? Ein Holzbildhauer, ein Meister seiner Kunst, so viel steht fest. Viel mehr ist nicht von ihm bekannt, Johannis Hopf schuf im 17. Jahrhundert Skulpturen und Reliefs für eine kleine Kirche am Fuße der Burg Posterstein bei Gera in Thüringen. Außer seinem Initial ist von Hopf nur bekannt, dass er wegen eines (echten oder vermeintlichen) Verbrechens zum Tode verurteilt worden war. Das ist der Stoff, aus dem Legenden gewebt werden. Heiner Studt hat Hopf ein Denkmal gesetzt. Arbeiten des Hamburger Künstlers sind ab Sonnabend, 9. Mai, in der Kunstscheune Radbruch zu sehen.
Johannis Hopf also schuf dramatische, intensive Szenen über Schmerz, Freude und Hoffung. Die Skulpturen und Reliefs zeigen heute das pure Holz. Heiner Studt ist überzeugt, dass sie damals, der Lust des Barock an prallen Formen und Farben entsprechend, bemalt waren. Also hat er sie fotografiert, am Computer bearbeitet, in zuweilen grelle Farben getaucht – „Jahrmarktfiguren“ sagt Heiner Studt lächelnd. Er bezieht sich wiederum auf ein Drama, dass der Theatermann Martin Morgner über Johannis Hopf schrieb. Danach soll der Künstler, zum Tode verurteilt, so lange am Leben bleiben, bis die Innenausstattung der fürstlichen Privatkirche fertig ist – eine 1001-Nacht-Geschichte aus Thüringen, und dazu gehören nun mal deftige Farben.
Zurück nach Radbruch: Hausherr der Kunstscheune in der Schäfer-Ast-Straße 15 ist eigentlich Walter Knolle, ebenfalls Holzbildhauer (LZ berichtete). Für die Ausstellung von Heiner Studt räumte er seine eigenen – mitunter einige Meter hohen – Skulpturen und Installationen hinaus. Eine Arbeit von Knolle aber musste bleiben, sie heißt „Die zweite Geburt“, Studt nennt sie „Rückenlage“. Das ist eine recht schaurige, jedenfalls sehr beeindruckende Holzfigur, eben auf dem Rücken liegend, mit vielen Armen und Beinen.
Heiner Studt hat sie fotografiert, die Aufnahmen sind Grundlage einer Reihe von Offsetdrucken in vielleicht einzigartiger Technik.- Vorbild waren die Japaner, die, um für ihre Holzschnitte große Formate zu erzielen, kleine Drucke einfach aneinander klebten. Heiner Studt arbeitet ausschließlich schwarzweiß, die Fotografien wurden verfremdet, angekratzt, um Zeichen und Striche erweitert, wiederum fotografiert, und so fort. Das Ergebnis sind expressionistische, zugleich organische wie hölzerne Welten aus Licht und Schatten, bestehend aus bis zu 50 Blättern. Mit seinen Bildern hat Studt, Jahrgang 1942, im privaten und öffentlichen Raum, große Anerkennung geerntet.
Vernissage für die Ausstellung „Holz, Hopf und Knolle“ ist am Sonnabend, 9. Mai, ab 15 Uhr. Sie läuft bis 12. Juli (sbd/ so. 15-18 Uhr, weitere Termine unter 04178-818365). Am Sonnabend, 30. Mai, lesen Martin Morgner und Christiane Voß aus dem Hopf-Drama.
Heiner Studt zitiert und präsentiert Arbeiten von Johannis Hopf. Die künstlerisch bearbeiteten Fotografien sind Giclée-Drucke — kostbare, museumstaugliche Drucke, die unter anderem ein achtteiliges Farbwerk erfordern. Foto: ff