Erläuterung zur Serie
(leicht veränderter Text einer Rede vom 31.1.2008, zugleich Textteil des Buchs „Onkel Heiners große Fahrt“)
Die Serie „Onkel Heiners große Fahrt“ bezieht sich auf die Erforschung des Erdballs und seiner Oberfläche, die ja zum größten Teil unter kilometermächtigen Wassermassen verborgen ist. Onkel Heiner, ein enger Verwandter von mir, hat viele Jahre seines Lebens mit der Erforschung der ozeanischen Tiefe verbracht, und ihm verdanke ich die Erkenntnisse, die ich Ihnen hier in rudimentärer Form vorstelle.
Dort unten – in Tiefen bis zu 11 Kilometern – herrscht ein unsäglicher Druck, es ist absolut dunkel. Darum wissen wir über diesen Teil der Erdkruste so wenig, sie ist weniger genau vermessen als die Oberfläche des Mars, die seit einigen Jahren mittels deutscher Kameratechnik gescannt wird.
Fast nichts gleicht dem vom Festland Gewohnten. Meeresboden, vom Schelfrand der Kontinente abgesehen, ist nicht einfach überschwemmtes tiefer liegendes Land. Er ist etwas qualitativ völlig anderes als unsere Kontinentalkruste. Erst seit wenigen Jahrzehnten lüftet sich das Geheimnis etwas, nämlich seit mit Sonartechnik – systematisch von kreuz und quer fahrenden Schiffen angewendet – die Oberflächengestalt abgetastet wird und Bodenproben auf ihren Magnetismus hin untersucht werden. Die große Verblüffung: Der Meeresboden hat eine von der Festlandkruste völlig abweichende Oberflächengestalt, eine andere chemische Zusammensetzung, eine andere Mächtigkeit, ein anderes „Verhalten“ und ein anderes Alter. Man muss geradezu von einer Dichotomie der Erdkruste sprechen: hier ca. 30% Kontinentalkruste, dort ca. 70 % Meeresboden. (Die Dichotomie des Mars hingegen besteht in einem tieferliegenden flachen Norden und einem gebirgigen Süden, die des Mondes in den Maren und der übrigen Kraterlandschaft, aber die der Erde …)
Wie dünn die Haut ist, auf der wir so scheinbar sicher wandeln, möge dieses Brett veranschaulichen. Es entspricht der Kontinentalkruste bei einem Erdmodell mit ca. 3 m Durchmesser – das ist eine Kugel, die hier im Raum Boden und Decke berühren würde. Dieses Lederstückchen veranschaulicht die Dicke des Meeresbodens auf derselben Kugel. Er hat durchschnittlich nur ein Zehntel der Mächtigkeit des kontinentalen Granits, besteht aus dem schwereren magmatischen Gestein Basalt und ist ca. 7 km dick. Das ist gegenüber der 70 km dicken Granitschale der Kontinente doch sehr zart, und es ist fast nichts im Vergleich zu den 6.350 km des Erdradius’. Beide – Meeresboden wie Kontinente – schwimmen auf glutflüssiger Lava. Da die Kontinente aus leichterem Granit bestehen, ragen sie aus dem weltumspannenden Lavameer ein wenig weiter heraus als die Meeresböden, haben aber auch einen Tiefgang, der weit unter dem der Meeresböden liegt, es gibt Wurzeln, die bis zu mehreren 100 km in die Tiefe reichen.
Das erstaunlichste Phänomen der Meeresböden ist das riesige zusammenhängende, sich verzweigende Gebirge mit einer Gesamtlänge von 60 000 km. Es ist von Hunderten geradlinig und im rechten Winkel zur Hauptlinie der untermeerischen Rücken verlaufenden Transformstörungen zerfurcht. An der höchsten Stelle dieses Gebirges, da, wo wir den Grat erwarten, befindet sich eine ebenfalls 60 000 km lange tiefe Schlucht, auf deren Grund vulkanische Aktivität dafür sorgt, dass unaufhaltsam neuer Meeresboden gebildet wird. Das wurde zunächst im Atlantik festgestellt, und hier wurde dieses Gebirge „Mittelatlantischer Rücken“ getauft. Seine magmatische Aktivität sorgt dafür, dass sich Europa und Amerika jährlich um einige Zentimeter voneinander entfernen. Das jüngste Gestein, also praktisch das von gestern, ist beim Rücken, also in der atlantischen Mittelzone – das älteste Gestein an den Rändern der Kontinente zu finden. Es stellte sich heraus – und dabei kam der Paläomagnetismus als Altersbestimmungsmethode zu Hilfe – dass das älteste basaltische Gestein des Meeresgrundes gerade einmal läppische 200 Millionen Jahre alt ist. Die kontinentale Granitschale hat ein Alter von 4,5 Milliarden Jahren. Zur Veranschaulichung: Sei der Granit einen Tag alt (also 24 Stunden), so entspräche das Alter der Meeresböden zwei Stunden und weniger. Hoppla. Wundern Sie sich ein bisschen? Mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche sind also erst vor kurzem – geologisch gesprochen – entstanden. Wie das? Was war da vorher? Das ist ja mal kein Pappenstiel. Was geschah denn mit dem Material, das vorher diese zwei Drittel bedeckt hatte?
Es stellte sich heraus, dass sämtliche Weltmeere durch Spreizung und Neubildung von Boden entstanden sind. Diese Art des Auseinanderreißens und der Neubildung von Gestein können wir hautnah im ostafrikanischen Grabensystem beobachten: Afrika reißt auf, bildet tiefe von Seen gezierte Täler, und das schmale Rote Meer ist als Durchbruch bis zum magmatischen Untergrund zu betrachten, hier hat der Riss schon zur Bildung eines neuen Meeres geführt. In wenigen Millionen Jahren wird sich dieses schmale Meer zu einem kleinen Ozean ausweiten und die arabische Halbinsel immer weiter von Afrika entfernen, vielleicht ja sogar die Stelle, an der sich heute der Suezkanal befindet, zum Meer aufreißen. Derselbe Prozess kann im Indik, im Pazifik, im Südpolarmeer, im Nordpolarmeer nachgewiesen werden.
Was ich bis hierher berichtet habe, sind unbestrittene Tatsachen, die mit der Lehrmeinung konform gehen. Es ist Schulwissen und Ihnen insoweit bekannt, nicht wahr?
Doch jetzt kommt’s. Nicht umsonst heißt es „Onkel Heiners große Fahrt zu den Subduktionszonen“. Das sind jene Regionen des Meeresbodens, an denen Kruste verschluckt, untergeschoben, geschmolzen wird. Dieser Prozess muss eine gewaltige Dimension haben, da er ja dafür gesorgt hat und sorgt, dass vom alten Urmeer, von den Geologen phantasievoll Panthalassa genannt, nichts übrig geblieben ist. Nichts – das heißt: nicht ein Quadratkilometerchen, ja nicht einmal ein Quadratmeterchen. Wie von einem allzu peniblen Staubsauger, der auch noch das letzte Krümelchen entfernt, wurden an den Subduktionszonen innerhalb der letzten 200 Millionen Jahre alle – ich sage alle! – Reste eines Ur-Meeresbodens verschluckt. Unglaublich, aber anscheinend wahr. Nicht umsonst also führte Onkel Heiners Reise zu diesen Subduktionszonen.
Wider Erwarten fand sich an den Rändern des Atlantik keine noch so kleine Subduktionszone. Gut, es gibt ein wenig zerknautschten Meeresboden zwischen Schottland und England, marginal und angeblicher Beweis für eine ehemalige Subduktionszone. Aber wirklich fündig wurde man nur in den Außenbezirken des Pazifik, im Ring of Fire. Das heißt: Die pazifischen Subduktionszonen hatten und haben doppelte Arbeit zu leisten, weil sie nicht nur die neu hinzugekommenen Flächen des Pazifik selber, sondern auch die der anderen Weltmeere durch Vernichtung ausgleichen müssen. Das mochte nun mein Onkel Heiner nicht glauben. Wie können in so kurzer Zeit, so fragte er sich, zwei Drittel der Erdkruste derart gründlich entfernt worden sein, so dass von ihr nichts übrig blieb? Ist vielleicht das Modell der Plattentektonik falsch, mit dem dieser Prozess mehr schlecht als recht erklärt wird? Wie wär’s mit einem anderen Modell? Zum Beispiel diesem hier:
Gondwana, diesen zusammenhängenden Kontinent, der einst alle Landmassen vereinte, gab es tatsächlich. Er war aber keine von Panthalassa umspülte Insel. Vielmehr umschloss er selbst lückenlos einen kleineren Erdball, und die Ozeane waren schlicht nicht vorhanden. Gewiss, die Erde hatte bereits Wasser, welches sich in größeren und kleineren Binnenmeeren sammelte. Dieses Wasser ist später, als die Erde sich zu räkeln und auszudehnen begann, abgeflossen und hat sich mit dem juvenilen Salzwasser vermischt, das zugleich mit dem neuen Meeresboden durch Ausgasen aus der sich erweiternden Kruste entstand. Von den alten Binnenmeeren künden noch heute die auf den Kontinenten gefundenen Meeresablagerungen, z.B. der Muschelkalk meiner Heimatstadt Jena. Eine einfache Rückrechnung, besser ein im zeitrafferischen Rückwärtsgang erfolgendes Wegschneiden der neueren Haut des Globus führt zu dem verblüffenden Ergebnis, dass unsere Erdkugel vor 200 Millionen Jahren nur den halben Durchmesser gehabt haben kann. Das bedeutet: Sie hatte nur ein Viertel der heutigen Oberfläche und nur ein Achtel des heutigen Volumens. (Modelle Globus – Ball) Das betrifft keine allzu graue Vorzeit, schließlich war die Erdoberfläche bereits von den großen Landechsen, den Sauriern, belebt. Und viel, sehr viel war vorher bereits passiert. Aber mit einem Mal begnügte sich die unter Druck stehende Erde, dieser feurige Kessel, nicht mehr nur mit Vulkanismus und Gebirgsbildung, um sich vom Überdruck zu entlasten, sondern die Kruste riss auf – zuerst dort, wo heute Japan liegt – und bildete an den Rissstellen eine sich verbreiternde neue Haut, eben jene, die wir heute als den Meeresboden der Ozeane identifizieren. Die Anerkennung dieser Tatsache ist so ungeheuerlich und umstürzend für unseren Blick auf die Welt, dass sie in den etablierten Wissenschaftsbetrieb, der sich gerade noch widerstrebend mit dem Wegenerschen Plattentektonikmodell anfreunden konnte, unter dem Deckel gehalten werden muss. Kein Geologiestudent darf es wagen, an der Theorie der Erdexpansion irgend etwas plausibel zu finden, es sei denn, er will in Studium und Beruf scheitern. Mein Onkel aber war ein unabhängig denkender Mann und riskierte es, sich zur Theorie der Erdexpansion zu bekennen. Der berühmte Heinz Haber, Begründer der heute noch existierenden Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“, war übrigens zusammen mit dem Hamburger Physiker von Weltrang Pascual Jordan (der bekam nur darum keinen Nobelpreis, weil er den Nazis allzu nahe gestanden hatte) ebenfalls der Überzeugung, die Erde habe sich ausgedehnt. Allerdings waren die beiden noch davon ausgegangen, unser Planet sei in der Masse konstant geblieben, habe sich infolge der Verringerung des Wertes der kosmischen Gravitationskonstanten nur aufgebläht. Das konnte durch Dichteprüfungen alten irdischen Materials widerlegt werden. – Nein, mein Onkel vertritt, übrigens mit einer ganzen Reihe bedeutender Geologen, die Auffassung, auch die Masse der Erde habe enorm zugenommen und somit die von ihr ausgehende Gravitationswirkung, die sogenannte Massenanziehung der Erde. Und nur so lasse es sich auch erklären, dass in der Urzeit Pflanzen und Tiere zu Riesenwuchs neigten und dennoch nicht unter ihrer Last – bei den größten Sauriern bis zu 100 Tonnen – zusammenbrachen. So ein Saurier wog eben trotz seiner enormen Masse nur einen Bruchteil dessen, was er heute auf die Waage brächte. Übrigens: Unsere Nachfahren, falls es solche in einigen 10 Millionen Jahren noch geben sollte, müssten entschieden kleiner sein als wir – wir wären für diese unsere Enkelenkel die Riesen der Vorzeit – ; denn die Erde befindet sich weiterhin in einem sogar exponentiell beschleunigten Wachstum, ein Schicksal, das sie mit anderen Himmelskörpern ähnlicher Größe teilt und dessen Ursache noch ungeklärt ist. Mein Onkel Heiner neigt übrigens zu der Hypothese, ein auch für die Gravitationswirkung zuständiger Alldruck – Massenanziehung gibt es demnach nicht! – treibe in großen Objekten einen Massengenerator an. Nach dieser Auffassung gibt es kein leeres Vakuum, sondern in jedem Punkt des Vakuums stecke eine ungeheure Energiemenge, und die könne sich unter Bedingungen wie im Erdkern in Masse verwandeln.
Diese Tatsachen musste ich zumindest einmal kurz angesprochen haben! Ich würde mir im Falle einer Unterlassung ständige Vorwürfe machen, Sie wissentlich im Zustande der Ahnungslosigkeit belassen zu haben. Falls ich Sie zugleich vielleicht ein wenig verunsichert habe, wäre das ein schöner Nebeneffekt.
Noch ein Appell: Mehr Respekt vor den Größenordnungen, bitte! Unsere Erde ist ein Energiegigant. Nur mal zum Raten: Sie erinnern sich an den Tsunami zu Weihnachten 2004. Auf 1000 km Länge versetzten sich am Grunde des Indischen Ozeans Platten um 20 m. Das war ein kleiner Ruck für die Erde, nicht erwähnenswert eigentlich, aber welcher Schaden entstand durch die ausgelöste Flutwelle! Wie viele Atombomben der Größe Hiroshima müssten wir wohl einsetzen, um die von der Erde hier aufgewandte Energiemenge nachzuahmen? Eine oder zwei oder 20 oder 200 oder 5000? Ich will es Ihnen sagen: 2.500.000. Die hätten wir gar nicht in all unseren Arsenalen. Und angesichts solcher Energie- und auch Stoffumsätze bilden wir uns ein, das Weltklima durch mehr oder weniger starkes Drehen an der Kohlendioxidschraube beeinflussen zu können!? Mein Onkel, die Erde und ich können darüber nur lächeln.
Anmerkung:
Die oben abgedruckte Rede ist die Momentaufnahme meiner gegenwärtigen historisch-geologischen Überzeugungen, wie sie in ausgiebigen Gesprächen mit meinem Onkel Heiner herangereift sind. Vielleicht, ja ziemlich sicher sogar, haben sich Fehler eingeschlichen, die daher rühren, dass ich mich nicht an alle Darlegungen meines leider nicht mehr unter uns weilenden Verwandten, der zugleich ein Geistesverwandter von mir war, korrekt erinnern kann. Ich bin sofort bereit, sie zu modifizieren und zu revidieren, sollten sich neue Einsichten ergeben. Dass ich mich dabei als ein Laie in Fragen der geologischen Wissenschaften auf nichts anderes als meinen gesunden Menschenverstand, den nach Kräften zu benutzen ich mich nicht scheuen will, nicht jedoch auf eine irgendwie geartete Gläubigkeit gegenüber Autoritäten verlasse, sollte allen, die mich und meinen Onkel Heiner ein wenig kennen, klar sein.
Durch die Bildtafeln zieht sich eine Textstelle aus Lawrence S. Myers’ „Our Planet is Expanding“:
The current dogma of „subduction“ is a theoretical concept with no physical evidence to verify it, nor a plausible causative mechanism to support the claim that one tectonic plate dives, or is driven, beneath an opposing plate. Everything about subduction, including its origin, is based on pure hypothesis and speculation, beginning with an erroneous basic assumption that Earth’s diameter was fixed at the time of its creation.
As explained in the simple hand demonstration showing subduction’s fatal flaw, if subduction did exist, the Pacific Ocean basin must eventually be swallowed in its entirety if the Earth’s diameter is to remain constant. In fact, studies of Pacific plate movements that were intended to prove subduction, unwittingly included several measurements that show the Pacific Ocean basin to be increasing in width – not decreasing in width as required by subduction.