am 7. Dezember 2007 in der Galerie Morgenland anlässlich der Eröffnung der Ausstellung: Heiner Studt, „Orte“, Handdrucke, Giclées, Bücherbord
Mit dieser Rede eröffnete Heiner Studt eine eigene Ausstellung des Titels „Orte“. Das meint er doch nicht ernst, fragte einer. Ich denke doch, antwortete ein anderer.
Geistige Orte. Behauptungen. Kaleidoskop oder einfach nur ein Scherbenhaufen?
Gleich mal vorweg zum ganz Großen: Einen Urknall gab es nicht.
Das All ist grenzenlos in der Zeit und im Raum, weil das nichtende Nicht ein Unsinn ist.
Mag es auch angebracht sein, dem sogenannten gesunden Menschenverstand anderer Leute zu misstrauen, so habe ich mir bezüglich des eigenen sogenannten gesunden Heiner-Studt-Verstandes das Zutrauen schrittweise angewöhnt. Ich hatte einfach, wie sich hinterher herausstellte, mindestens jedes zweite Mal Recht.
Dieser gesunde Studtverstand sagt mir zum Beispiel, dass die Einsteinsche Relativitätstheorie ein Unfug, ja eine Zumutung für den menschlichen Verstand sei. Geschrieben hat unsere Ikone der Wissenschaft jenes Pamphlet namens „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“ ja ohnehin nicht selbst. (Im Jahre 1944 hat er die sogenannte Relativitätstheorie, die natürlich wie bei Fälschungen üblich nicht mehr im Original vorlag, noch einmal für eine Versteigerung per Hand abgeschrieben – Wert der Abschrift: 6 Millionen $.) Die Vorlage von 1905 hatte übrigens der Mathematiker Ferdinand Lindemann geliefert und in die feindlichen „Annalen der Physik“ geschmuggelt, ein wahres Kuckucksei, welches ein Ungeheuer hervorbrachte.
Überhaupt. Diese Ikonen! Einstein, Che Guevara, Ho Chi Min, Beuys, Al Gore. Ich bin für einen Bildersturm.
Dass ein Apfel wegen der Massenanziehung der Erde nach unten fällt, scheint unabweisbar. Stimmt aber nicht. Er wird gedrückt. Ich favorisiere eine Druck-Gravitations-Theorie. Fernwirkende sogenannte Anziehungskräfte sind mir ein Spuk, ein Hirngespinst.
Die Leere ist nicht leer. Jeder Punkt des Vakuums quillt über von Energie. Und vermutlich ist der Alldruck nicht nur für das Phänomen Gravitation verantwortlich, er treibt auch im Innern von Himmelskörpern ab einer bestimmten Größe einen Massengenerator an.
Die Existenz eines solchen Massenerzeugers beweist unsere Erde. Der Meeresboden spricht eine deutliche Sprache. Wer Augen hat zu sehen, der sehe: Die Erde wächst seit 200 Millionen Jahren in Masse und Volumen und hat seitdem ihren Durchmesser verdoppelt. Nicht nur der Atlantik war vor 100 Millionen Jahren ein schmales Meer, auch der Pazifik war ein Binnenmeer. Und Panthalassa, der von Plattentektonikern imaginierte Urozean, war schlicht nicht da.
Ein ungeheurer Reichtum an Energie und Rohstoff ist im All wie auch auf Erden. Von Grenzen des Wachstums zu reden, wie es der sagenhafte Club of Rome im Jahre 1972 getan hat, um uns Menschlein einen Schrecken einzujagen, ist mir zumindest physikalisch inzwischen ein Quatsch.
Die angeblich fossilen und nicht regenerativen Brennstoffe Steinkohle, Erdöl, Erdgas, in denen eine Jahrmillionen währende Arbeit der Biosphäre drin stecken soll, sind in Wahrheit nicht begrenzt; denn sie haben – von Torf und Braunkohle abgesehen – eine nichtorganische Entstehungsursache, sind überreichlich vorhanden, Öl und Gas strömen sogar nach.
Die Ökologie-Bewegung hat sich in eine gutgemeinte Ideologie verwandelt! Die Gutesten (z.B. die Edlen vom IPCC) haben die Guten, vor allem aber die vielen Sünder – also einen jeglichen von uns – in eine geistige Knechtschaft genommen, die schrittweise in eine materielle übergeht. Wie jede Ideologie zahlt sie sich natürlich für gewisse Leute aus.
Nein, auch das CO2 – dieser 0,03- bis 0,04-prozentige Anteil der Luft – ist nicht böse. Kohlendioxid ist nicht ursächlich für eine nennenswerte Erwärmung der Troposphäre, seine Anreicherung in der Luft ist eher eine Folge der Erwärmung, die ihrerseits andere Ursachen hat.
Einen Klimawandel gibt es, hat es immer gegeben, wird es immer geben. Aber wer weiß schon, in welcher Richtung? Ich folge Herrn Theodor Landtscheidt und befürchte eine Kältephase um das Jahr 2025. Ursache von Klimaschwankungen sind nach Landtscheidt signifikant nachweisbar die Pirouetten der um den Schwerpunkt des Planetensystems tanzenden Sonne.
Mich besorgt die viele unnötige Sorge um mich herum bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber wirklichen Bedrohungen.
Wo ich schon von Ideologie rede: Wir haben da noch eine virulente, ich meine die des Sozial- und Kommunismus, man kann auch sagen: die Ideologie der Kapitalismuskritik, also das Gerede von der Unmöglichkeit eines richtigen Lebens im falschen. Als müsse das Ganze, sprich die kapitalistische Ökonomie, endlich aufgehoben werden, um die Vorgeschichte zu beenden und mit der wirklich humanen Geschichte zu beginnen. Nein: Die historische Niederlage des Sozialismus ist nicht nur anzuerkennen, es gilt sie als immanent notwendig zu verstehen. Wirtschaften, Geld, Eigentum, Zins sind Essentials einer freien und dynamischen Gesellschaft, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Was mich besorgt? – Das Erstarken von Religiosität. Ich dachte einst, und da hab ich mich wirklich verschätzt, der Glaube an höhere Wesen oder auch nur an ein höheres Wesen sei ein sich allmählich verflüchtigendes Relikt aus der Großelterngeneration. Religiöse Überlieferung lebe als Kultur fort, könne also in dem Sinne gelebt und genossen werden wie die Betrachtung einer Kreuzabnahme von Tintoretto durch einen atheistischen Kunstliebhaber wie mich.
Doch was geschieht? Eine bestimmte monotheistische Religion marschiert in breit gefächerter Formation und Beute erheischend auf die säkularen Gesellschaften des Westens zu, und die sind verblüfft und relativ wehrlos. Mich besorgt das überaus stark. Aber meine Partei, also die Partei, deren Entstehen ich herbeigesehnt und die ich bislang treu gewählt hatte, macht aus dieser meiner Hauptsorge nicht einmal einen Tagesordnungspunkt auf ihrem „Parteitag der Grünen“. Ich fühle mich politisch unbehaust, ortlos.
Zum Wesen des Islam, meinetwegen des Islamismus, gehört der interne Machtkampf, aber es gibt einen Fokus, auf den sich alle Fraktionen konzentrieren lassen: die Juden und Israel. Aus wohlverstandenem Interesse sollte unsere Solidarität diesem Staat, diesem Volk gehören. Statt dessen füttern wir seine Feinde mit unseren Euros, so dass diese sich in ihrer vorgeblichen Not die höchste Geburtenrate der Welt leisten können. Ihr Überschuss an jungen Männern wird zunehmend zur djihadistischen Kampftruppe formiert.
Überhaupt Religion. Ich habe ja gelernt, dass für die ersten Göttervorstellungen himmlische Katastrophen Pate gestanden haben. Diese Himmelsgötter konnte man in ihrem unheimlichen Tun beobachten. Der eine Gott aber, der Epochen später an die Stelle der vielen trat, wurde nur durch das Zeugnis weniger oder sogar nur eines Menschen glaubhaft gemacht. Da habe Er zu jemandem aus dem Dornbusch gesprochen, sei als Prediger durch die Menschheit gewandelt oder habe einem arabischen Kaufmann seinen Engel geschickt, der ihm ins Ohr flüsterte.
Dass die seit mehr als 100 Jahren betriebene Leben-Jesu-Forschung mit einem Nullergebnis endete, vom Heiland also keine Spur zu finden war, kann mit Hans Carottas Entdeckung schlüssig erklärt werden: Julius Cäsar war das Muster für den ansonsten fiktionalen Jesus.
Fragezeichen über Fragezeichen in der gesamten überlieferten Geschichte vor dem Jahre 1400! Wahrscheinlich beginnt die wirkliche Geschichte der römisch-katholischen Kirche erst mit der Renaissance. Und die 1506 unter Papst Julius II. Rovere aufgefundene und weidlich für Propagandazwecke genutzte antike Laokoongruppe wurde von Michelangelo nicht nur begutachtet und bewundert. Nein, er hat sie überhaupt erst erschaffen.
Wie schwer sich die Mediävistik tut, anzuerkennen, dass alle Dokumente aus dem frühen Mittelalter und die meisten aus dem späten Fälschungen und Fiktionen sind! Dabei wird das seit Jahren durch Heribert Illig und seinen Kreis Indiz um Indiz bewiesen. Wir verleihen lieber Karls-Preise im Glauben, ein sagenhafter Karl, den wir den Großen nennen, habe existiert und schon mal das einige Europa vorweggenommen. Wir glauben auch an den weißen Elefanten Harun Al-Rashids und seine Reise nach Aachen, weil dieses Märchen so schön ist, so schön multikulturell und friedensreich. Zu schön, um wahr zu sein.
Hab ich noch etwas vergessen? Ach ja, es sollte zum Behufe meiner Verortung nicht unerwähnt bleiben, dass ich damals – 1991/92 – der Meinung war, man hätte – als NATO – den bosnischen Muslimen viel früher beistehen sollen, nämlich noch ehe diesen Beistand die Fundis aus Saudi-Arabien und Iran besorgten. Dann hätten wir einen authentischen Euroislam gerettet, nach dem wir jetzt so vergeblich Ausschau halten. Und den Schlächter Saddam hätte man schon 1991 abservieren müssen und nicht erst im Jahre 2003 – das war reichlich spät, fast zu spät. Aber auf mich haben sie damals nicht gehört. Wussten Sie schon: Der Dritte Weltkrieg hat bereits angefangen? Die meisten meiner Zeitgenossen haben es noch nicht realisiert.
Themenwechsel. Zurück zur harmloseren Wissenschaft. Glauben Sie an Darwins Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl in kleinsten Schritten? Also die kleinen Schritte kann ich mir nicht vorstellen. Und dass der Neandertaler-Mensch einfach so klammheimlich aus der Weltgeschichte verschwunden ist, erkläre ich mir mit Gunnar Heinsohn – dieser Name muss jetzt endlich einmal genannt werden! – dadurch, dass er unser direkter Vorfahre war. Und das Leben entstand nicht in einer Urozean-Suppe, sondern in der Tiefe der Erdkruste unter Hitze und Druck. Oder es kam aus dem All. Beuys ist mir ein pseudoreligiöser Schwätzer. Der größte Fehler von uns Alt-Achtundsechzigern war, dass wir keine Kinder haben wollten. Der Anti-Amerikanismus ist die größte Torheit der Linken. Bitte, bitte kein Bush-Bashing mehr in meiner Gegenwart! OK. Ich höre schon auf, die Redezeit ist vorbei.
Es war aber schön, mal über Köpfe hinweg sprechen zu können. Jetzt komm’ ich wieder runter von meiner hohen Leiter.